28. November 2023

„Hier entsteht ein Wohnquartier, in dem Kinder ganz früh lernen können, dass es super und komfortabel ist, den ÖPNV zu nutzen“

Das Projekt „Anbindung Ludwigshöhviertel“ befindet sich derzeit in der Planfeststellung. Doch was bedeutet das eigentlich und wie beurteilen die Projektleitungen den Nutzen des Projektes für die zukünftigen Bewohner*innen des Viertels und die Bürger*innen Darmstadts? Wir sind mit Caroline Gaube, Projektleiterin der HEAG mobilo, und Gerfried Edelmann, Projektleiter beim Mobilitäts- und Tiefbauamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt, aus dem vielköpfigen Projektteam bestehend aus Wissenschaftsstadt Darmstadt und HEAG mobilo über die Baustelle gelaufen und haben mit ihnen über ihre Eindrücke aus dem Projektalltag gesprochen.

ÖA: Hallo, schön, dass Sie Zeit haben, sich mit uns zum Projekt „Anbindung Ludwigshöhviertel“ zu unterhalten! Können Sie sich den Leser*innen kurz vorstellen?

Caroline Gaube: Mein Name ist Caroline Gaube. Nach einem Studium im Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Verkehr arbeite ich bei der HEAG mobilo als Ingenieurin. Dieses Jahr habe ich zusammen mit meinem Kollegen die Projektleitung von Seiten der HEAG mobilo übernommen und bin damit zuständig für alles, was die Straßenbahnplanung betrifft.

Gerfried Edelmann: Mein Name ist Gerfried Edelmann. Ich bin ebenfalls Bauingenieur und arbeite bereits seit einigen Jahren bei der Stadt Darmstadt als verkehrsplanender Ingenieur. Als Projektleiter von Seiten der Stadt bin ich zuständig für die Koordination und Abarbeitung der Fragestellungen zu Planungsinhalten zur Erschließung des Ludwigshöhviertels.

ÖA: Vielen Dank für die kurze Vorstellung! Lassen Sie uns kurz über das Projektvorhaben „Anbindung Ludwigshöhviertel“ sprechen. In welchem Stadium befindet sich das Projekt aktuell?

Caroline Gaube: Kurz gesagt: Das Projekt befindet sich gerade im Planfeststellungsverfahren.

Gerfried Edelmann: Das bedeutet, wir befinden uns zwischen Abschluss der Planung und vor der Ausführung. In diesem Zeitraum sind viele Fragestellungen aus der Planung abgeschlossen und die Genehmigung für den Bau ist beantragt. Der nächste Schritt ist dann die Planung der Bauausführung – vereinfacht gesagt.

ÖA: Können Sie die Hauptziele der Anbindung des Ludwigshöhviertels erläutern? Welchen Nutzen bringt das Projekt aus Ihrer Sicht in einem Satz?

Gerfried Edelmann: Wir wollen eine besonders nachhaltige Erschließung eines modernen Wohnquartiers ermöglichen.

Caroline Gaube: Für mich gehört dazu, dass im Ludwigshöhviertel ein Wohnquartier entsteht, in dem Familien wohnen werden, in denen Kinder ganz früh lernen können, dass es super und komfortabel ist, den ÖPNV zu nutzen.

ÖA: Welche Rolle spielt die Bürgerbeteiligung in diesem Projekt und wie wurden die Anliegen und Bedenken der Bürgerschaft berücksichtigt?

Gerfried Edelmann: Grundsätzlich spielt die Beteiligung der Öffentlichkeit für uns als Planende in solchen Projekten wie „Anbindung Ludwigshöhviertel“ eine wichtige Rolle. Häufig erhalten wir aus der Bevölkerung Hinweise zum Planungsraum, die für die Planung sehr wertvoll sind, aber nur durch den Austausch mit ortskundigen Anwohner*innen zu erlangen sind. Bis hierhin hat deswegen Beteiligung in Form von vier Planungsbegleitrunden stattgefunden, in denen organisierte Stakeholder ihre Ideen und Fragen einbringen konnten. Die eingebrachten Themen werden dann abgewogen, planerisch diskutiert und gemeinsam entschieden, was wir hiervon für die weitere Planung aufnehmen können. Mit Sicherheit kann ich sagen, dass alle Anregungen und Hinweise, die an uns herangetragen worden sind, sorgfältig geprüft wurden. Einige davon konnten wir auch bereits umsetzen.

Caroline Gaube: Ich würde da gerne das Beispiel von der Kita LuO Campus in der Ludwigshöhstraße nennen. Als ich im Januar in das Projekt gekommen bin, gab es erhitzte Gemüter wegen der notwendigen Umplanung des Kitageländes. Im Frühjahr haben sich alle Beteiligten noch einmal zusammengesetzt und miteinander gesprochen. Mittlerweile gibt es einen wunderschönen Entwurf zur Umplanung des Kita-Geländes, mit dem das Projektteam genauso zufrieden ist wie die Kita-Leitung. Das ist für mich ein Beispiel für gute Beteiligung und den Mehrwert, den diese für alle Involvierten leisten kann.

ÖA: Gibt es bestimmte Aspekte, die Ihnen besonders am Herzen liegen und die Sie der Öffentlichkeit näherbringen möchten?

Caroline Gaube: Nutzt den ÖPNV! (lacht).

Gerfried Edelmann: Auch für den weiteren Projektverlauf wünsche ich mir einen sachlichen und vertrauensvollen Austausch mit der Öffentlichkeit. Nebst der großen Komplexität des Planungsvorhabens zur Anbindung des Ludwigshöhviertels versuchen wir Hinweise aus der Öffentlichkeit bestmöglich in die Planungen einfließen zu lassen, bitten aber auch um Verständnis, falls die Rahmenbedingungen dies nicht in jedem Einzelfall zulassen.

ÖA: Können Sie einen persönlichen Einblick in den Arbeitsalltag eines*r Projektleitenden geben?

Caroline Gaube: Ganz heruntergebrochen besteht mein Arbeitsalltag daraus, Fragen zu beantworten, Fragen zu stellen und zu klären.

Gerfried Edelmann: Konkretisiert auf das vorliegende Projekt ist es sehr viel Organisation und Koordinierung der einzelnen Aufgaben, die der Stadt zuteilwerden. Das heißt, Klärungen und Absprachen mit verschiedenen städtischen Ämtern sind notwendig. Klärung mit dem Grünflächenamt zum Baumerhalt zum Beispiel oder Klärung mit dem Stadtplanungsamt zu Baufeldern oder der Historie der Straßenbahn. Mein Arbeitsalltag im Projekt besteht also hauptsächlich aus der Koordination der vielen verschiedenen städtischen Aufgaben.

Caroline Gaube: Was ich für mich mitnehme, ist die enorme und herausfordernde Komplexität des Vorhabens. Zugleich freue ich mich auf den Moment, wenn hier die erste Straßenbahn fährt und Fahrgäste zusteigen. In dem Moment war die Planung zielführend und unsere Kernaufgabe kann beginnen: Menschen komfortabel und sicher von A nach B zu transportieren.

ÖA: Herzlichen Dank für Ihre Zeit und das interessante Gespräch!

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